Montanhistorische Begleitung von Sanierungsprojekten
Zur Arbeit unseres Vereins gehört die Dokumentation der Geschichte diverser Bergwerksbetriebe,
insbesondere im Raum Mülheim an der Ruhr. Hierzu ist vor allem die Recherche in Archiven und
deren Aktenbeständen, der Abgleich mit historischen Grubenbildern und die Aufbereitung der
Unterlagen notwendig. Arbeiten, die sehr theoretisch sind und oftmals viel Zeit in Anspruch
nehmen. Immer wieder kommen widersprüchliche Angaben auf, deren Klärung ebenfalls zu
diesen Arbeiten gehört.
Wie abwechslungsreich ist es dann, wenn man die gewonnenen theoretischen Erkenntnisse
schließlich mit der Praxis vor Ort in Verbindung bringen kann. Hierzu können Besichtigungen von
ehemaligen Bergwerksstandorten und deren möglicherweise noch erhaltenen Reste oder sonstige
Spuren, wie z.B. Gebäude, Pingen, Stollenmundlöcher oder Schachtkennzeichnungen gehören.
Oft ergeben sich Antworten auf Fragen aus den theoretischen Recherchen erst beim „Vor-Ort-
Abgleich“.
Umso interessanter ist es, wenn wir z.B. Sanierungen von ehemaligen Bergwerksanlagen
montanhistorisch begleiten dürfen. Ein Beispiel hierfür ist die Sanierung eines ehemaligen rd.
340 m tiefen Tiefbauschachtes, der bereits 1905 stillgelegt und verfüllt wurde. Da das ehemalige
Betriebsgelände verkauft werden sollte, war eine Untersuchung und ggf. Sanierung des verfüllten
Schachtes erforderlich. Mit Genehmigung des Rechtsnachfolgers, des Grundstückseigentümers
und des ausführenden Bauunternehmens haben wir die gesamte Maßnahme über mehrere Wochen
begleitet. Die Maßnahme erlaubte uns einen Blick in die sonst im Erdreich verborgenen Reste des
Bergbaus aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Nachdem die alte Abdeckplatte des Schachtes in einer Tiefe von rd. 3 m unter der
Geländeoberkante freigelegt worden war, begann man Bohrungen in die Schachtmauerung des
rechteckigen, gemauerten Schachtes niederzubringen, um dadurch Auskunft über die
Beschaffenheit und Standsicherheit der Mauerung – und damit der Schachtsäule zu erhalten.
Durch das Freilegen der Betonabdeckung wurden u.a. Mauerreste des Schachtgebäudes
freigelegt, Fundamentsteine geborgen und sogar Teile der Rohrleitung der alten Wasserhaltung
freigelegt und geborgen. Leider sind letztere trotz (oder gerade wegen) ihres hohen, für
Gussteile typischen Gewichtes von der Baustelle entwendet worden. Während der Arbeiten
wurde der obere Teil der Schachtmauerung freigelegt. Hierdurch war der gesamte Querschnitt
des Schachtes erkennbar, der ursprünglich die typische Aufteilung in Fahr-, Förder- und
Wasserhaltungstrum hatte. Neben einem Bohrkern und Grubenschienen konnte sogar ein
überraschend gut erhaltenes Stück Kohle in die Exponatensammlung unseres Vereins
aufgenommen werden. So viele Jahre nach der Stilllegung des Bergbaus in der Stadt ist
Steinkohle hier nur noch schwer zu finden.
Nachdem einige Sanierungsmaßnahmen durch Einbringen von Beton erfolgt waren, wurde auf der
bestehenden Betonplatte eine neue Platte errichtet. Nach Abschluss der Arbeiten wurde die
Geländeoberfläche wieder hergestellt und außer einer Revisionsöffnung ist von dem Schacht
heute nichts mehr zu sehen.
Eine weitere Maßnahme bestand in der Verfüllung eines Lichtloches eines ehemaligen
Erbstollens, der ursprünglich eine Länge von über 2 km hatte. Im Zuge von Arbeiten an der
Kanalisation, an die das Lichtloch angeschlossen war, wurde der rd. 17 m tiefe Schacht
dauerstandsicher verfüllt. Die Arbeiten wiesen die Besonderheit auf, dass der Erbstollen trotz der
Verfüllung des Lichtloches nicht verschlossen werden durfte. Der Stollen ist komplett bis zur
Firste mit Wasser gefüllt und u.a. durch zahlreiche Baumaßnahmen in den vergangenen
Jahrzehnten nicht mehr auf der kompletten Länge durchschlägig, dennoch sollte die
Wasserwegigkeit im Bereich des Lichtloches vorsichtshalber erhalten bleiben. Zu diesem Zweck
wurde in Höhe der Firste innerhalb des Lichtloches ein Zwischenboden eingebracht, auf den dann
eine Betonsäule aufgesetzt wurde, die das Lichtloch nun ausfüllt und verschließt.
Das wir auch hier die Maßnahme mit Genehmigung des Rechtsnachfolgers begleiten durften,
hatten wir vor der Verfüllung die Gelegenheit noch einen Blick in den Schacht zu werfen. Die
Tatsache, dass wir damit fast 200 Jahre nach Auffahrung des Erbstollens, der schon lange nicht
mehr befahrbar ist, noch einmal einen Blick in ein untertägiges Stück Bergbaugeschichte werfen
konnten, hat uns sehr gefreut. Vielen Dank daher nochmal an alle beteiligten Behörden und
Unternehmen.
Wir bitten an dieser Stelle um Verständnis, dass wir keine näheren Angaben zu den Standorten
bzw. den beschriebenen Bergwerksanlagen machen möchten, da dies eine Bedingung für die
Genehmigung zur montanhistorischen Begleitung durch die zuständigen Rechtsnachfolger war.
Dieser Bericht soll lediglich einen Einblick in die Arbeit unseres Vereins und den Umfang seiner
Arbeit geben.